Impfschutz für Säuglinge und Kinder
Auch heute noch können schwerwiegende Gesundheitsschäden durch Infektionskrankheiten auftreten; eine ganze Reihe von Krankheiten lässt sich aber heutzutage durch Impfungen verhindern.
Fast alle Impfungen sind in Deutschland freiwillig (seit März 2020 gibt es eine Verpflichtung für die Masern-Impfung). Und so gehört der Entschluss für oder gegen Impfungen zum Schutz der Kinder vor Infektionskrankheiten zu den frühen Entscheidungen, die Eltern treffen müssen.
Dabei sollten Sie nicht zuletzt daran denken, dass Impfungen dem einzelnen, aber auch der Gemeinschaft nützen. Denn je mehr Kinder geimpft sind, desto weniger breiten sich Krankheitskeime aus (sogenannter Herdenschutz).
Aktueller Impfkalender für Kinder und Jugendliche nach den Empfehlungen der STIKO
Stand: 25.05.2023
Aktuelle COVID-19-Impfempfehlungen
25. Mai 2023
Gesunde Kinder:
Säuglingen, Kleinkinder, Kindern und Jugendlichen ohne Grundkrankheiten wird von der STIKO derzeit keine COVID-19-Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung empfohlen.
Kinder ab 6 Monaten mit Vorerkrankungen:
Grundimmunisierung und Auffrischimpfungen i. d. R. in einem Abstand von 12 oder mehr Monaten zur letzten bekannten SARS-CoV-2-Infektion oder Impfung. Bei Kindern im Alter unter 5 Jahren ist noch kein Impfstoff zur Auffrischimpfung zugelassen, bei ihnen kann ein Impfstoff, der für die Grundimmunisierung in dieser Altersgruppe zugelassen, ist zur Auffrischimpfung angewendet werden.
z. B.:
- chronische Erkrankungen der Atmungsorgane
- chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen
- Adipositas
- chronische neurologische Erkrankungen, Demenz oder geistige Behinderung, psychiatrische Erkrankungen oder Erkrankungen, welche die Blutgefäße des Gehirns betreffen
- Trisomie 21
- angeborene oder erworbene Immundefizienz (z. B. HIV-Infektion, immunsuppressive Therapie)
- aktive Tumorerkrankungen (neoplastische Erkrankungen)
Quelle: Epidemiologisches Bulletin 21/2023
2 + 1-Impfschema für die Sechsfachimpfung der Säuglinge:
Seit Ende Juni 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für die Grundimmunisierung ein 2+1-Impfschema statt des vorher gebräuchlichen 3+1-Schemas. Die Empfehlung der STIKO vereinfacht seitdem den Impfplan und erspart den Säuglingen eine Impfung bei einem vergleichbaren Impfschutz. Dies kommt sicherlich dem Wunsch vieler Eltern entgegen, die oft fälschlicherweise in Sorge sind, dass das Immunsystem ihrer Säuglinge durch die Impfungen überfordert wird.
Für einen frühzeitigen und sicheren Impfschutz ist bei dem 2+1 Impfschema besonders darauf zu achten, dass die Impfserie im Alter von 8 Wochen beginnt und die Folgeimpfungen zu den empfohlenen Zeitpunkten im Alter von 4 und 11 Monaten durchgeführt werden. „Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist es besonders wichtig „zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis einen Abstand von mindestens 6 Monaten einzuhalten“, so die STIKO. Die Bezeichnung "2+1" bedeutet folgende Impfabstände: 2 Impfungen erfolgen in einem Abstand von 2 Monaten, die 3. Impfung 6 Monate nach der 2. Impfdosis.
Nur noch Frühgeborene (geboren vor der vollendeten 37. SSW) sollten auf aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems weiterhin nach dem 3+1-Schema geimpft werden und Impfungen im Alter 2, 3, 4 und 11 Monaten erhalten.
Die Sechsfachimpfung schützt gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis (Kinderlähmung), Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B. Die verfügbaren Sechsfachimpfstoffe sind auch für das neuempfohlene 2+1-Impfschema zugelassen.
Aktualisiert am 26.10.2023
Quelle:
Die aktualisierte Empfehlung und die wissenschaftliche Begründung der STIKO sind im Epidemiologischen Bulletin 26/2020 veröffentlicht; die aktuellen STIKO-Empfehlungen findet man stets unter www.stiko.de .
Antworten auf häufige Fragen über Impfungen:
Müssen Kinder nicht Kinderkrankheiten durchmachen?
Manche Eltern glauben, nur durchgemachte Infektionen würden die Abwehr trainieren. Doch auch eine Impfung ist ein wirksamer Stimulus und trainiert das Immunsystem.
Gelegentlich berichten Eltern, ihr Kind habe nach dem Durchmachen einer Infektionskrankheit einen Entwicklungssprung gemacht. Sie schlussfolgern daraus, dass Infektionskrankheiten wichtig für die normale Entwicklung von Kindern seien und Impfungen diese verzögerten. Richtig ist: Bisher konnten wissenschaftliche Studien nicht belegen, dass sich nicht geimpfte Kinder geistig oder körperlich besser entwickeln als geimpfte.
Hingegen steht es außer Frage, dass Kinder durch Infektionen in ihrer Entwicklung möglicherweise zurückgeworfen werden und gesundheitliche Komplikationen bis hin zu Todesfällen die Folge sein können. Manche "durchgemachten" Erkrankungen, wie beispielsweise Masern, hinterlassen eine zeitweise Schwächung des Immunsystems, so dass diese Kinder anfälliger auch für andere Infektionen sein können. All dies lässt sich mit der Hilfe von Impfungen vermeiden.
Reicht nicht erstmal der Nestschutz?
In den letzten Schwangerschaftswochen werden aktiv Antikörper der Mutter über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen. Dieser sogenannte Nestschutz ist jedoch nur in den ersten Lebensmonaten eine Stütze für das sich entwickelnde kindliche Immunsystem.
Natürlich kann die Mutter nur dann einen Nestschutz ihrem Neugeborenen weitergeben, wenn sie selbst gegen bestimmte Erreger immun ist – sei es durch eine durchgemachte Erkrankung oder aber eine Impfung vor oder in der Schwangerschaft – und auch nur dann, wenn bei ihr die Konzentration der Antikörper gegen den betreffenden Erreger noch ausreichend hoch ist. Je nach Immunität der Mutter und je nach Erreger hält diese Leihimmunität verschieden lange über einige Wochen (z. B. Tetanus) bis hin zu Monaten (z. B. Masern) an. So besteht gegen den Erreger des Keuchhustens (Pertussis) nur dann ein ausreichender Nestschutz, wie epidemiologische Daten zeigen, wenn die Mutter in der Schwangerschaft geimpft wird. Dies hat die Ständige Impfkommission zu der Impfempfehlung Schwangerer im 3. Trimenon gegen Pertussis veranlasst, die seit März 2020 gültig ist.
Bei Frühgeborenen ist der Nestschutz nur schwach ausgebildet, da die mütterlichen Antikörper immer erst nach und nach an das Ungeborene über die Plazenta übertragen werden. Diese Kinder profitieren in besonderem Maße von Impfungen, sofern sie bei ihnen durchgeführt werden können sowie durch Impfungen der Angehörigen.
Muss man wirklich so früh impfen?
Das Immunsystem des Kindes reift schon im Mutterleib. Allerdings weist die Abwehr der Neugeborenen in einigen Teilbereichen Lücken auf, z. B. gegen bekapselte Bakterien wie Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Pneumokokken und Meningokokken. Auch der mütterliche Nestschutz gegen diese Erreger ist fraglich. Daher können Kinder in den ersten Lebensjahren daran besonders schwer erkranken, weshalb die frühe Impfung wichtig ist.
Wird das Immunsystem des Kindes durch Mehrfachimpfstoffe überlastet?
„Gegen so viele Krankheiten auf einmal? Muss das denn sein?”, fragen viele Eltern, wenn sie mit ihrem 2 Monate alten Säugling beim Kinderarzt zum ersten Impftermin erscheinen.
Was auf den ersten Blick sehr viel erscheint, ist für das Abwehrsystem eines Säuglings nichts Ungewöhnliches. Sofort nach der Geburt muss sich das Neugeborene mit Tausenden von Antigenen aus der Umwelt auseinandersetzen. Spielt ein Kind später im Sandkasten, kommt es mit vielen Keimen in Kontakt, und sein Immunsystem ist viel stärker gefordert als bei einer Impfung. Auch der Kontakt mit neuen Lebensmitteln, etwa dem ersten Ei oder der ersten Banane, ist eine kleine Herausforderung. Bei jedem Infekt, den ein Säugling durchmacht, muss sich das kindliche Immunsystem mit einer Menge von „Fremdantigenen” auseinandersetzen.
Die im 1. Lebensjahr verabreichten Kombinationsimpfstoffe enthalten, verglichen mit den in der Umwelt vorkommenden Krankheitskeimen, nur sehr wenig Antigene. Außerdem handelt es sich um Impfantigene, die keine krank machenden Eigenschaften mehr haben, sondern nur für den Aufbau des Impfschutzes wichtig sind: Das Immunsystem des Säuglings wird sicher nicht überlastet.
Harmlose Kinderkrankheiten?
Masern oder Mumps, Kinderkrankheiten, gegen die heute erfolgreich geimpft wird, sind nicht so harmlos, wie oftmals dargestellt. Ihre Bezeichnung haben sie daher, dass sich früher vorwiegend Kinder mit diesen hochinfektiösen Erregern ansteckten die dann im Erwachsenenalter eine Immunität hatten.
Viele sogenannte Kinderkrankheiten heilten bzw. heilen folgenlos aus. Dennoch können sie in bestimmten Fällen dramatisch verlaufen. Bestes Beispiel sind die Masern: Ungefähr bei einem von 1.000 Kindern, die an Masern erkranken, entwickelt sich eine Entzündung des Gehirns, die sogenannte Masern-Enzephalitis. Diese führt häufig zu bleibenden Hirnschäden oder verläuft sogar tödlich. Ferner schwächt das Masernvirus nachweislich das Immunsystem der Erkrankten. Dadurch kann es zu bakteriellen Superinfektionen mit Folgeerkrankungen wie Lungen- oder Mittelohrentzündungen kommen.
Ende der 1940er Jahre, bevor Impfungen verfügbar waren, starben in Deutschland pro Jahr mehrere Tausend Menschen an typischen Kinderkrankheiten wie Diphtherie, Keuchhusten oder Kinderlähmung. So wurden zum Beispiel laut Robert Koch-Institut allein in der BRD 1949 insgesamt 1.122 Sterbefälle aufgrund einer Diphtherie registriert.
Heute erkranken nicht nur Kinder an Kinderkrankheiten, auch Jugendliche und Erwachsene sind zunehmend davon betroffen. Der Krankheitsverlauf ist bei ihnen dann oft um vieles schwerer, vor allem dann, wenn ältere Menschen in Folge eines chronischen Leidens weniger Widerstandskräfte besitzen. Deshalb sollten auch Erwachsene gegen diese Infektionskrankheiten geschützt sein.
Aktualisiert: am 07.06.2023