Hörsysteme
Wie helfen Hörsysteme ?
Ein hörgeschädigter Mensch ist von einer Stille umgeben, die langsam in die Isolation führt. Hörsysteme sind die passenden Schlüssel zurück ins Leben. Sie helfen in allen Lebenslagen, in der Freizeit wie im Beruf. Weil immer wieder andere Höraufgaben zu bewältigen sind, gibt es heute so viele und variantenreiche Geräte. Meistens sind Hörverluste bei den hohen Tönen am stärksten, während die tieferen Töne vom Großteil der Hörgeschädigten noch gehört werden. Vom Hörakustiker individuell angepasste Hörsysteme verstärken exakt die einzelnen "Problemfrequenzen" und können außerdem dafür sorgen, dass lauten Tönen die Spitze gekappt oder Störschall herausgefiltert wird. Der volle Hörgenuss entsteht erst mit einem ausgeglichenen und abgestimmten Frequenzspektrum.
Nach jahrelanger Hörentwöhnung muss man sich an das neue Hören mit Hörsystemen erst wieder gewöhnen. Viele für das Gehör verloren gegangene Klänge wie Vogelgezwitscher, Uhrticken oder Klingeln erscheinen zunächst ungewohnt, weil das Gehirn sich lange nicht mehr mit ihnen auseinander gesetzt hat. Nach einer Eingewöhnungsphase kann man dann das volle Klangspektrum wieder genießen.
Sieht man Hörsysteme?
Hörsysteme sieht man nicht oft. Das liegt daran, dass sie so winzig klein sind. Wir bezeichnen den Hörsinn als Wunderwerk der Natur. Hörsysteme sind dagegen Meisterwerke der Technik. Nie waren sie so zuverlässig, leistungsfähig, sparsam im Energieverbrauch und einfach in der Handhabung wie heute. Es ist ein großer Verdienst der Mikroelektronik, dass zum Beispiel die so genannten Im-Ohr-Hörsysteme bequem in der Ohrmuschel oder gar im Gehörgang Platz finden, wo sie genau richtig sind. Denn hier tritt der Schall ins Ohr ein, wird von den Hörsystemen in elektrische Energie umgewandelt, verstärkt und aufbereitet und dann wieder in Schall umgesetzt. Drei Viertel der in Deutschland angepassten Hörsysteme sind Hinter-dem-Ohr-Systeme, die unauffällig hinter den Ohren getragen werden. Mit ihnen ist eine offene Versorgung möglich, bei der der Gehörgang weitgehend unverschlossen bleibt. Welcher Hörsystemtyp für Sie am besten ist, bespricht Ihr Hörakustiker mit Ihnen.
Was kosten Hörsysteme?
Hörsysteme sind Produkte der Hoch-Technologie, das heißt, es bedarf einer Menge an Erfahrung, Forschung und Entwicklung, also Investitionen, bis ein Gerät zur Serienreife entwickelt ist. Hörsysteme sind keine Massenprodukte, sondern werden oft sogar maßgefertigt. Es ist daher verständlich, dass sie nicht kostenlos zu bekommen sind.
Die Gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich mit 421,28 Euro an den Kosten für ein Hörsystem. Da normalerweise beide Ohren betroffen sind, werden auch zwei Hörsysteme verordnet. Das zweite Gerät bezuschussen die Kassen mit 337,02 Euro, so dass insgesamt 758,30 Euro gezahlt werden.
Die Verordnung des HNO-Arztes ist die Voraussetzung dafür, dass die Kassen später Kosten übernehmen. Der Fachmann für die Anpassung ist der Hörgeräte-Akustiker. Nach der schrittweisen, individuellen Anpassung überprüft der HNO-Arzt, ob der Patient nun besser hören kann. Danach beteiligt sich die Krankenkasse an den Kosten. Das, was über den Festbetrag hinaus geht, trägt der Versicherte selbst. Der Hörgeräte-Akustiker überprüft die Hörsysteme in den folgenden Jahren regelmäßig. Diese Gerätewartung und viele Serviceleistungen sind mit dem Kaufpreis abgegolten.
Von den Krankenkassen nicht vorgesehen, aber durch mehrere Sozialgerichtsurteile bestätigt, ist die Möglichkeit, auch Kosten für solche Hörsysteme erstattet zu bekommen, die über dem Festbetrag liegen. Die Voraussetzung dafür ist der dokumentierte Versuch, sich mit "Festbetragsgeräten" versorgen zu lassen. Wer nachweisen kann, dass bei ihm mit diesen Geräten keine ausreichende Versorgung möglich ist, sollte sich an seine Krankenkasse wenden. Wenn es für eine bestimmte Hörminderung nachweislich keine geeigneten Hörsysteme zum Festbetrag gibt, sollte die Krankenkasse die Kosten für die geeigneten Geräte übernehmen, auch wenn sie den Festbetrag überschreiten. Denn die Krankenkassen sind verpflichtet, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. In jedem Fall aber muss man mit seiner Krankenkasse über die Situation und das weitere Vorgehen sprechen, bevor man sich für höherwertige Hörsysteme entschieden hat. Wer vollendete Tatsachen schafft und nur noch die Rechnung einreichen möchte, hat keine Aussicht auf Erfolg.
Kosten für Hörgerätebatterien werden derzeit nur für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr von den Krankenkassen übernommen. Erwachsene müssen diese Kosten selbst tragen. Man kann davon ausgehen, dass pro Gerät etwa eine Batterie pro Woche verbraucht wird. Geräte, die besonders viel leisten können, benötigen durchaus auch mehr Energie.
Hilfsmittelgebühr
Für jedes neue Hörsystem müssen zehn Euro Gebühr gezahlt werden. Hörgeräte-Akustiker sind gesetzlich dazu verpflichtet, diese Hilfsmittelgebühr einzuziehen und mit dem Festbetrag der Krankenkasse zu verrechnen. Auch die Ohrpass-Stücke (Otoplastiken) sind in dieser Gebühr enthalten. Nur wenn eine Otoplastik nachgeliefert werden muss, wird hierfür eine Extragebühr von fünf Euro fällig.