Was sich im Alter ändert

Sexualität versiegt nicht

Grundsätzlich ist es Frauen und Männern auch im hohen Alter möglich, einen normalen Geschlechtsverkehr und eine beglückende Sexualität zu erleben, auch wenn es im Laufe der Jahre zu körperlichen Veränderungen der Geschlechtsorgane kommt. So verzögern sich auch die genitalen Reaktionen genau wie beispielsweise Hören oder Sehen, aber sie versiegen keineswegs.

Veränderungen bei Frauen

Empfindliche Vaginalhaut

Wenn Frauen mit dem Beginn der Wechseljahre keine Hormone einnehmen, verändert sich insbesondere durch den Östrogenmangel die Vaginalhaut. Sie bildet sich zurück, wird dünn und empfindlich. Die Konsequenz aus dieser Veränderung: Der Geschlechtsverkehr kann anfänglich schmerzhaft sein. Wenn der Mann zu ungestüm eindringt und das Feuchtwerden seiner Partnerin nicht abwartet, kann die Vaginalhaut sogar einreißen. In diesem Fall kann der Gynäkologe oder die Hausärztin eine östrogenhaltige Salbe (oder Zäpfchen) verschreiben, mit der man die Scheide eincremt. Durch das Östrogen, das kaum ins Blut gelangt, wird das Vaginalgewebe wieder voller und elastischer. Eine einwöchige Behandlungsdauer pro Quartal ist in der Regel ausreichend.

Elastizität der Vagina

Parallel zur Rückbildung der Scheidenhaut beginnt das Vaginalrohr zu schrumpfen. Es wird kürzer, dünner und verliert an Elastizität. Wenn sich diese Veränderung lustfeindlich auswirkt, sollten Sie Ihre Gynäkologin vielleicht doch auf eine Hormonbehandlung ansprechen.

Trockenheit der Scheide

Durch den Östrogenmangel produziert die Scheide weniger Gleitflüssigkeit als in jungen Jahren. Zudem verzögert sich mit zunehmendem Alter das Feuchtwerden der Scheide bei sexueller Erregung. Anstatt eines spontanen Feuchtwerdens, wie es in jungen Jahren schnell durch einen sexuellen Reiz ausgelöst werden kann, können bei älteren Frauen zwei bis drei Minuten vergehen. Falls die Scheide auch nach einiger Zeit der Stimulation nicht richtig feucht werden sollte, können Sie sich einfach mit einer vaginalen Gleitcreme helfen. Diese erhalten Sie in der Apotheke. Fragen Sie dort einfach nach einem Produkt für eine trockene Scheide, oder verlangen Sie direkt eine Gleitcreme. Die Creme müssen Sie sich natürlich nicht versteckt und verschämt vor dem Verkehr selbst einführen, sondern Sie können die Handlung in Ihr Vorspiel einbauen. Zeigen Sie doch Ihrem Partner, auf welche Weise er die Lustcreme am wirkungsvollsten auftragen kann. Wahrscheinlich wird es ihm ebenso wie Ihnen Spaß bereiten.

"Nachtröpfeln"

Insbesondere nach einem länger anhaltenden Geschlechtsverkehr kann es in den ersten Stunden danach zu einem Nachtröpfeln beim Harnlassen kommen. Die Ursache liegt in den stoßenden Bewegungen des Penis, der dabei die Harnröhre und Harnblase mechanisch reizt. Die rückgebildete Scheide kann den mechanischen Reiz nicht mehr so gut abfedern. Diese Reaktion ist jedoch vollkommen normal und braucht keiner Frau peinlich zu sein. Durch eine Vaginalcreme sowie durch sanftere Stellungen, bei denen die Frau vielleicht oben sitzt und die Heftigkeit des Stoßes selbst bestimmt, kann das ungewollte "Feuchtwerden danach" verhindert werden.

An der sexuellen Erregbarkeit und der Orgasmusreaktion treten im Alter keine wesentlichen Veränderungen auf. Eine gesunde 70-Jährige kann Sexualität ebenso intensiv erleben wie eine 20-Jährige. Oft wird sogar berichtet, dass für Frauen ab dem 65. Lebensjahr die Sexualität besser wird: Die Kinder sind aus dem Haus, Mann und Frau sind pensioniert und haben endlich Zeit und Ruhe für einander.

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Veränderungen bei Männern

Längere Stimulation

Die Art, wie die Erregung verläuft, ändert sich mit zunehmendem Lebensalter: Die Erregung wird langsam immer intensiver und bleibt für längere Zeit auf einem gleichbleibend hohem Niveau bestehen. Von diesem Niveau aus kommt es dann nochmals zu einem kleinen Kick, wenn der Orgasmus eintritt. Die Erregung selbst wird also voller und intensiver, wird jedoch oft als weniger spritzig empfunden. Mit den Jahren braucht ein Mann im Allgemeinen eine längere und direktere Stimulation, um zu einer ausgeprägten Erektion zu kommen. Die Zeit bis zum Orgasmus verlängert sich dadurch automatisch. Dies ist meist mit einem Lustgewinn für die Partnerin verbunden. Nach einem Orgasmus braucht ein Mann im Alter eine längere Erholungszeit als in früheren Jahren.

Erektionsschwierigkeiten

Erektions- und Ejakulationsschwierigkeiten können mit steigendem Alter tatsächlich zunehmen. Im Allgemeinen wird angenommen, dass dies die Folge des kontinuierlich sinkenden Testosteronspiegels ist. Eine Untersuchung bei über 80- jährigen Männern zeigt folgende sexuelle Probleme:

28 % sind unfähig, eine Erektion zu bekommen, 33 % sind nicht fähig, die Erektion zu bewahren, 28 % leiden unter einer Ejakulationsstörung (vor allem verzögerter Orgasmus und damit verzögerter Ejakulation) 37 % haben Versagensängste.

Neuere Untersuchungen belegen allerdings auch, dass Impotenz oder Asexualität keine direkte Folge des Alterns, sondern vor allem Ausdruck der eigenen Haltung gegenüber der Sexualität sind. Wer in jungen Jahren gerne und häufig aktiv im Bett (und an anderen Orten) war, hat auch im Alter weniger Probleme damit. Und wem der Sex einfach Spaß macht, der wird eine kleine Schwäche auch spielerisch in eine Stärke umwandeln. Sexualität ist das, was wir daraus machen. Sie bleibt ein Leben lang erhalten, solange wir sie nicht negieren.

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