Cholesterin und oxidativer Stress
Mehr Brokkoli!
Wirkt sich die Ernährung wirklich auf den Cholesterinspiegel aus?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Cholesterinspiegel und cholesterinreicher Ernährung? Nur indirekt. Nicht Butter, Eier und Speck erhöhen den Cholesterinspiegel, sondern die dadurch verdrängten “gesunden” Nahrungsmittel wie Makrelenfilets oder Brokkoliröschen, lassen den Wert ansteigen.
Cholesterin ist eine Vorstufe für zahlreiche Verbindungen im Organismus: Unter anderem für Steroidhormone, für Vitamin D und für Gallensäuren. Die Substanz ist aber auch eines von drei “Membranlipiden”. Das sind schützende Bestandteile von Zellmembranen. Unser Körper stellt jeden Tag ein bis zwei Gramm eigenes Cholesterin her. Wird die Substanz reichlich über die Nahrung angeboten, dann sinkt die eigene Syntheserate. Die in der Nahrung enthaltene Cholesterinmenge erreicht allerdings selbst bei täglichem Verzehr von Hühnerei, Schweinefett und Butter höchstens ein Viertel der selbst produzierten Menge. Viele Wissenschaftler sind deshalb überzeugt, dass Nahrungscholesterin allein nicht die Ursache erhöhter Cholesterinspiegel sein kann.
Cholesterin wird von Körperzellen bei Bedarf gezielt angefordert. Als fettartige Substanz kann es nicht frei im Blut kursieren und wird deshalb in “Lipoproteine” verpackt. So gelangt es ins Blut und zum Zielort. Cholesterin ist Bestandteil vor allem der Lipoproteine niedriger Dichte, der LDL-Fraktion.
Hypercholesterinämie – der gefürchtete erhöhte Cholesterinspiegel – ist oft die Folge von “oxidativem Stress”. Dieser entsteht, wenn im Körper aufgrund von Umweltfaktoren, falscher Kost oder von Medikamenteneinnahme “freie Radikale” kursieren. Das sind Verbindungen, die darauf lauern, andere Substanzen im Körper angreifen (oxidieren) zu können. Abwehr- und Entgiftungsfunktion erfüllen Antioxidantien, zum Beispiel Vitamin E. Sind keine Antioxidantien zur Stelle, so wird die angegriffene Substanz wertlos, in Mengen sogar gefährlich.
Im Fall der Hypercholesterinämie fehlen dem Körper meist Antioxidantien. Die LDL-Partikel werden von freien Radikalen in “oxidiertes LDL” abgewandelt. Dieses wird vom Zielgewebe nicht mehr erkannt. Die Zellen dort warten vergeblich auf ihr Cholesterin und fordern die Substanz weiterhin an. Immer mehr Membranlipid wird produziert, aber die transportierenden Lipoproteine unterwegs oxidiert. Die abgewandelten LDL-Partikel machen sich im Blutbild als Hypercholesterinämie bemerkbar. Bald schon lagern sie sich in den Arterienwänden als cholesterin- und fettreicher Plaque ab. Das führt im Extremfall zu Gerinnseln: ein Herzinfarkt droht.
Antioxidantien wie Vitamin E schützen LDL-Partikel vor der Oxidation durch freie Radikale. Ähnlich wirksam sind bestimmte Spurenelemente, etwa Kupfer, Selen oder Mangan. Befinden sich zu wenige dieser Substanzen im Körper, sind die eigenen Reserven zum Neutralisieren von oxidativem Stress rasch erschöpft. Ein therapeutischer Weg, der sich parallel zur medikamentösen Therapie immer mehr durchsetzt, ist daher die Einnahme entsprechender Mikronährstoffe. Sie sollten allerdings nicht wahllos eingenommen werden, sondern nach erfolgter Bestimmung der “antioxidativen Kapazität” des Blutes. Dadurch kann eine sehr individuelle Zufuhr errechnet werden.